Panik im Regionalexpress: Kälte-Opfer verklagen Bahn
Die Deutsche Bahn will sich bei den rund 500 Passagieren des Regionalexpress 21 424 von Hamburg nach Lübeck entschuldigen. Wegen eines Kurzschlusses in der Oberleitung saßen die Fahrgäste am Donnerstagabend mehr als vier Stunden ohne Licht und Heizung auf freier Strecke bei Tremsbüttel (Kreis Stormarn) im Zug fest. An Bord war Panik ausgebrochen, fünf Personen mussten laut Bundespolizei ins Krankenhaus. „Wir werden jedem Fahrgast 250 Euro Entschädigung zahlen“, verspricht jetzt Ute Plambeck, Bahn-Konzernbevollmächtigte aus Hamburg.
=> € 250,- ist unterhalb der Grenze an der man von angemessen denken kann!
Tatsächlich waren von der Panne aber weit mehr als 2000 Pendler in vier Zügen direkt betroffen, insgesamt wurden 38 Züge aufgehalten oder umgeleitet. Die ersten Bahn-Opfer wollen jetzt gegen das Unternehmen klagen. „Was sich die Bahn da geleistet hat, ist schlichtweg eine Sauerei und nicht zu akzeptieren“, sagt Peter-Christian Thürnagel. Der Lübecker saß im Regionalexpress, der erst zwei Stunden nach dem RE 21 424 in Hamburg gestartet war. Wider besseres Wissen habe die Bahn weitere Züge abfahren lassen. „Schon nach dem Start berichtete der Zugführer über Probleme auf der Strecke“, sagt Thürnagel. Für ihn endete die Heimreise in Bargteheide.
„Der Fahrer sagte, vor dem Bahnhof warte Schienenersatzverkehr. Tatsächlich stand dort ein Bus – für 600 Fahrgäste“, so der Rentner.
Im Streit um Sitzplätze habe es sogar Schlägereien gegeben.
Zur selben Zeit standen auch in Ahrensburg und Kupfermühle jeweils etwa 600 frierende DB-Kunden am Bahnsteig, deren Züge nicht weiterfahren konnten.
Thürnagel will jetzt eine Sammelklage einreichen und sucht weitere Kälte-Opfer. „Damit darf die Bahn nicht durchkommen“, sagt der Lübecker. Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis bestätigte den LN, dass weitere Fahrgäste angekündigt hätten, Strafanzeige wegen Körperverletzung zu stellen.
Ärger droht jetzt auch aus Kiel: Verkehrsminister Jost de Jager hat einen detaillierten Bericht angefordert. Überdies soll mit allen Bahn-Unternehmen über Informationspflichten gesprochen werden. Die Polizei hatte bereits am Donnerstag Versäumnisse der Bahn kritisiert. Die Beamten hatten erst zwei Stunden nach der Panne durch Notrufe von Fahrgästen von dem Vorfall erfahren, von der Bahn gab’s keine Information.
„Wir haben versucht, die Probleme mit Bordmitteln zu lösen. Das hat leider nicht funktioniert“, sagt Plambeck. Zudem habe das Wetter akute Probleme bereitet. „Zum einen kam die Ersatz-Diesellok aus Hamburg aufgrund einer Weichenstörung nicht durch, zum anderen war es wegen der Straßenglätte problematisch, Busse zu beschaffen“, so Plambeck.