Dienstag, 30. März 2010
FBI deckt Verschwörung gegen US-Regierung auf
Die US-Ermittlungsbehörden haben nach eigenen Angaben eine Verschwörung militanter Christen gegen die Regierung aufgedeckt. Die Staatsanwaltschaft in Detroit erhob am Montag Anklage gegen neun mutmaßliche Mitglieder der radikalen Gruppe Hutaree. Die acht Männer und eine Frau sollen seit 2008 regelmäßig mit Waffen trainiert und den Bau von Sprengsätzen geübt haben. Die Gruppe habe geplant, voraussichtlich im April einen Polizisten zu töten und dann bei dessen Beerdigung Bomben zu zünden, heißt es in der Anklageschrift.
Hutaree habe geglaubt, auf diese Weise „einen Aufstand gegen die Regierung“ anzetteln zu können. Acht der neun Angeklagten waren am Wochenende bei Razzien der Bundespolizei FBI in den US-Staaten Michigan, Indiana und Ohio festgenommen worden. Der neunte wurde erst nach der Anklage-Erhebung am Montagabend in Michigan gefasst, wie das FBI mitteilte.
US-Justizminister Eric Holder nannte die Festnahmen „einen Schlag gegen eine gefährliche Organisation, die heute einer Verschwörung beschuldigt wird, Krieg gegen die Vereinigten Staaten zu führen“.
Das FBI hat nach eigenen Angaben kaum Hinweise auf eventuelle Nachahmungstäter. Es gebe zwar im Internet einen regen Meinungsaustausch zu den Festnahmen und auch einige Sympathiebekundungen für die Verhafteten, hießt es in einem Rundschreiben des FBI an die Polizeidienststellen in den USA, das der Nachrichtenagentur AP vorliegt. Hinweise auf Trittbrettfahrer gebe es aber nur wenige.
Freitag, 19. März 2010
US-Tankflugzeuge Russischer Konzern will in Rennen um Millardendeal einsteigen
Wahl der Volkskammer vor 20 Jahren: Gewählt, um sich abzuschaffen
97 Prozent Volkskammer-Neulinge
38 Sitzungen, mehr als 150 Gesetze
Mittwoch, 17. März 2010
Kein Recht auf Feiertagszuschlag am Ostersonntag
26 Gigapixel Paris! Größtes Foto der Welt lädt zur Online-Städtetour
Nach einem Besuch der Internetseite www.paris-26-gigapixels.com stellt sich schon die Frage, warum man überhaupt noch für viel Geld selbst nach Paris fahren sollte. Auf einem gigantischen Digitalfoto haben die beiden Fotografen Arnaud Frich und Martin Loyer mit ihrem Team die französische Hauptstadt in nie dagewesener Detailtreue abgebildet.
Lanxess zeigt sich nach Gewinnsprung zuversichtlich
Linde: „Die Post geht ab in Asien“
Mit Rückenwind aus Asien will der Industriegase-Hersteller Linde Umsatz und Gewinn in diesem Jahr wieder steigern. In Europa und Amerika sei die Nachfrage noch „nicht berauschend, in Asien wachsen wir im Moment mit 20 Prozent plus. Die Post geht ab in Asien!“ sagte Vorstandschef Wolfgang Reitzle am Mittwoch in München. Der Anlagenbau schwächelt weiter, aber die Gassparte dürfte ein Rekordergebnis einfahren „Wir haben deshalb allen Grund, zuversichtlich nach vorne zu schauen“, sagte der Linde-Chef.
Im vergangenen Jahr war der Konzerngewinn um 16 Prozent auf 653 Millionen Euro gefallen. Der Umsatz sank um 11,5 Prozent auf 11,2 Milliarden, das Betriebsergebnis auf 2,4 Milliarden Euro. Damit habe sich Linde im Krisenjahr wetterfest gezeigt und werde jetzt verstärkt von seiner führenden Position in den aufstrebenden Volkswirtschaften profitieren, sagte Reitzle und kündigte an, „2010 den Konzernumsatz und das Konzernergebnis im Vergleich zum Vorjahr zu steigern“. Der Betriebsgewinn werde noch stärker wachsen als der Umsatz. Konkrete Zahlen nannte er nicht. Das Sparprogramm werde konsequent fortgesetzt, aber der Stellenabbau sei abgeschlossen, betonte der Konzernchef.
Großaufträge verschoben
Die wichtigste Sparte, das Gasegeschäft, soll 2010 sogar das Rekordergebnis von 2008 übertreffen. Linde sei in den Wachstumsmärkten in China, Süd- und Ostasien, Mittlerer Osten und Osteuropa „im Gasegeschäft die klare Nummer eins“, erklärte Reitzle. In Asien boome die Nachfrage. In der Stahl- und Chemieindustrie rechne er dieses Jahr mit einer Belebung. In der Lebensmittelindustrie und in der Medzin wachse die Nachfrage konstant.
In der kleineren, aber schwerer gebeutelten Sparte Anlagenbau profitiere Linde von seinem hohen Auftragsbestand und rechne mit einer stabilen Geschäftsentwicklung in den nächsten zwei Jahren. Der 2009 um 23 Prozent eingebrochene Umsatz werde im laufenden Jahr zumindest dieses Niveau halten, sagte Reitzle. Zwar könnten Kunden weitere Großaufträge verschieben, aber im Mittleren Osten, China und Indien stiegen die Investitionen.
Kleinere Zukäufe ohne Kapitalerhöhung geplant
Nach dem „schwierigsten Jahr in sechs Jahrzehnten“ blicke Linde „selbstbewusst und zuversichtlich in die Zukunft“, aber wegen der konjunkturellen Unsicherheiten nicht „übertrieben optimistisch“, sagte der Konzernchef. Er habe einige kleinere Übernahmen, „aber keine Großaquisition auf dem Radarschirm“. Für eine Kapitalerhöhung gebe es keinerlei Bedarf. Die Schulden, die Linde bei der Übernahme des britischen Konkurrenten BOC im Jahr 2006 gemacht hatte, konnten im vergangenen Jahr von 6,4 auf 6,1 Milliarden Euro gesenkt werden.
Als Dividende will Linde unverändert 1,80 Euro je Aktie ausschütten. Die Hauptversammlung findet am am 12. Mai statt.
Hells Angels
Polizei klärt Überfall auf Poker-Turnier auf
Atomausstieg - ist eine tolle Sache aber woher kommt dann der Strom??!
Grundeinkommen in Brasilien
Brasilien, einer ländlichen Gemeinschaft bei Sao
Paulo, ein erstaunliches Projekt statt. Die kleine
Nichtregierungsorganisation ReCivitas zahlt
seit 16 Monaten monatlich ein Grundeinkommen
aus. Zwei Koordinatoren des Projektes, die 28
jährige Bruna Augusto Pereira'und der 33 jährige
Marcus Vinicius Brancaglione dos Santos sind
derzeit auf Europa-Reise und berichten von den
Erfolgen ihrer Arbeit.
ReCivitas versteht sich als Organisation zar Wiederbelebungd
er BürgergesellschaftM. it zwei Projekten,
einer offenen Bibliothek und einer Spielzeugsammlung,
begannens ie 2006 ihre Arbeit in Paranapiacabar,u nd
30 km von Sao Paulo entfernt. Beide Projekte sind
TauschbörsenE. in gelesenesB uch oder gespieltes
Spielzeug kann gegen ein anderes eingetauscht werden.
Aus der Arbeit in Paranapiacabaz ogen die Initiatoren
von ReCivitasv erschiedeneS chlüsseZ. um einen,
dass Vertrauen in Menschen eine wesentliche Voraussetzung
für positive Prozesse ist; zum anderen, dass
den gesellschaftlichen Herausforderungen, Umweltproblemen
und sozialen Ungleichheiten im Wesentlichen
eine tiefgeifende finanzielle Unfreiheit zu Grunde
liegt.
In dieser Zeit stiessen die ReCivitas-Mitarbeiter auf
die Arbeiten des brasilianischen Senators Eduardo
Suplicy zum Grundeinkommen. Es folgte ein Interview
mit Prof. Suplicy, weitere Auseinandersetzungm itbedingungslosen
Grundeinkommen sowie Bolsa
Familia, dem in Brasilien verfassungsrechtlichf estgeschriebenen
Recht auf ein bedingtes Bürgergeld.
Anschliessend stand für fünf ReCivitas-Mitarbeiter die
Entscheidung fest: die Durchführung eines Pilotprojektes
und die Auszahlung eines bedingungslosen
Grürdeinkommens.
Politische Blockaden und mangelndes Vertrauen von
Geldgebern in ein solches Projekt verhinderten, dass
das Projekt in dem rund 1000 Einwohner zählenden
SlädtchenP aranapiacabas tattfinden konnte. Doch einmal
entschlossenl,i essens ich die motiviertenj ungen
Menschen nicht mehr auf-halten. ,,Umso wichtiger, dass
wir zeigen, wie ein Grundeinkommensprojektf i.mktionieren
kann", sagt Marcus. ,Neben dem Projekt und
dem Erfolg vor ft ist eben das unser Anliegen: dass
andere verstehen, dass Kreativität und Mut für das
eigene Leben sich darur entfalten, wenn dafür einRaum
ist."
Und so entscheidet ReCivitas, das Geld, was sie bis
dato in die Verhandlungenm it potentiellenG eldgebem,
mit der Regierung und in Materialien gesteckt haben, in
Zukunft gleich und direkt in ihr Gnndeinkommensprojekt
zu investieren.G eld, das hauptsächlicha us der eigenen
Tasche der ReCivitas-Mitarbeiter kommt.
Da Paranapiacabafü r das kleine Budget zu gross ist,
orientiert sich die Gruppe in der Umgebung. Quantiga
Velho,u nweit Paranapiacabasc heintm it rund 100 Einwohnern
ideal. Eine erste Kontaktaufnahme mit denvor
Ort lebenden Menschen zeigl grosse Skepsis undMisstrauen,
aber zumindest keine vollkommene Ablehnung.
,,Wir sind von Hütte zu Hütte gegangen und haben jeden
einzelnen Einwohner zu einer Venammlung eingeladen",
sagt die studierte Biologin Bruna Augusto Pereira.
Längst nicht alle sind erschienen.U nd nicht jedeq der
bei der Versammlung dabei war, wollte anschliessend
auch ein Grundeinkornmen erhalten.
,,Das Misstrauen war gross", sagt Marcus. ,,Man hat
gedachg wir seien Politiker und wollten die nächste Watrl
gewinnen oder Mafia-Geld waschen." So beginnt das
Projekt zunächst mit nur 27 Teilnehmem. 27 Menschen,
die monatlich 30 Reais erhalten. Umgerechnet sind das
11.50 Euro.
30 Reais, das ist in der Stadt fast nichts. Der Bolsa
Familia Ansatz der Verfassung sieht nttr 22 Reais vor.
Quantiga Velho lieg! auf dem Land. Die Menschen
haben etwas Platz, ein bisschen Land, um selbst etwas
anzubauen. 50 Reais braucht man hier mindestens um
zu leben. Zum ,,Überleben", betont Marcus.
Aber 30 Reais sind hier das entscheidendeM ehr. Bereits
kurz nach der Auszahlung kommt es zu grossen
Veränderungen im Leben der Empfünger. Mit 30 Reais
entsteht für den einen die Möglichkeit, seine ,,informelle"
Arbeit als Landarbeiter aufzugeben, bei der er täglich
16 Stunden arbeitet und dafür einen Euro verdient.
Am Tag. Das Grundeinkommen gibt ihm die Möglichkeit,
die bisher für ihn unerschwinglichen Anfahrtskosten
zu einer besser bezahlten Arbeit mit besseren Arbeitsbedingungen
auf sich zu nehmen. Durch den Zusatzgewinnan
Mitteln und an Zeit karr:. er an seinem Haus
weiterbauen.
Eine Bewohnerin von Quantiga Velho baut einen Hühnerstall
und verkauft fortan Eier an die anderen Bewohner
des Dorfes, die sich den Einkauf nun, mit dem
kleinen Grundeinkommenl,e istenk önnen. Von vielen solcher
Geschichten wissen Bruna und Marcus zu berichten.
Eine direkte Umfrage unter den Projekt-Teilnehmehr at
ergeben, dass rund 28 % des Grundeinkommens in
Lebensmitteli nvestiertw ird,26 % in Kleidung, 14 oÄ
in Schulmaterialienfl ir die Kinder, l0 Yo in Transportkosten.
8 oÄ in Medizin und 6 o% in Baumaterialien.
Monatlich zahlen Bruna und Marcus das Grundeinkommen
aus. Und Auszahlen; das ist durchaus wörtlich
gemeint. Die beiden gehen von Haus zu Haus und
häindigenje dem einzelnen sein Gnurdeinkommen aus.
,Beim ersten Mal wollte uns niemand glauben.", sagt
Bruna. ,,LJnd wo ist der Haken?" Bei der zweiten und
dritten Auszahlung entstand langsarh Verbauen. Und aus
der Verwunderungw urde überschw?inglicheD ankbarkeit.
Doch bei jeder Auszahlung und bei wöchentlichen Besuchena
ller Grundeinkommensempfängevre rsuchend ie
ReCivitas-Mitarbeiter immer wieder eines zu vermitteln:
,,Grundeinkolrunen, das sind eben keing Almosen! Tatsächlich
hat jeder Mensch ein Recht auf ein Grundeinkommen.
Um ein Grundeinkommen zu ermöglichen, haben
die Generationen vor uns hart gearbeitet."
Mit der Zeit gewinnen mehr Bewohner Vertrauen in das
Gnmdeinkommens-Experimeunnt d in die Mitarbeiter von
ReCivitas. ,,Zu jedem Teilnehmer hat sich im Verlauf
des Projektes eine intensive Beziehung entwickelt", so
Bruna. ,Jeder Prozess braucht Zeit." Und so steigt die
Zahl derer, die an dem Projekt teilnehmen möchten.
Nach 4 Monaten nehmen 4l Personen teil, nach 6
Monaten sind es 57. Heute erhalten 65 Menschen in
Quantiga Velho jeden Monat ein Grundeinkommen in
Höhe von 30 Reais. Dieses Grundeinkommen wird bedingungslos
ausgezahlt, d.h. unabhängig von Alteq Geschlecht
oder anderen Kriterien. ,,Die Empflinger müssen
es jedoch wollen", sagt Marcus.
Und ,,Quantiga Velho" muss entscheidend, assj emand
za Quantiga Velho dan gehört. Das ist nämlich nicht
festgelegt durch ein Einwohnermeldeamt urnd durch die
weitläufige Verteilunga uch geographischn icht klarzu fassen.
Stattdessenfi nden in Quantiga Velho seit es das
Gnrndeinkommen gibt regelrnässig Versammlungen statt,
in denen gemeinsame Belange besprochen werden. Zum
Beispiel, ob der oder diese Ztgezogene Teil der Gemeinschaft
ist. Auch über Geschäffsideenu nd gemeinsame
Anliegen wird beraten.
,,Quantiga Velho hat sich stark verändert, seit es das
Grundeinkommen grbt, im Umgang miteinander, in der
gegenseitigen UntersttiEung und Zusammenarbeif' berichtet
Bruna. ,,'Wenn man Hunger hat, dann ist es
schwer, an andere zu denken.(( -
,,Dieses Pilotprojekt ist ein gemeinsamer Lernprozess
von uns allen, den Teilnehmer und den Initiatoren.
Fär mich ganz penönlich ist die trertihrendsteE rkenntnis,
dass das Projekt Menschen nicht zu besserenoder
aktiveren Menschen macht, sondem mehr ermöglicht,
dass sich das, was in jedem ist, entfalten kann."
ln Quantiga Velho soll das Grundeinkommen für die
nächsten Jahre gesichert werden. Das ist eines der
HaupEiele von Bruna und Marcus und einer derGrände,
warum sie in Europa darüber berichten.
,$ontinuität ist von zenr:aler Wichtigkeit für das Projekt",
sagt Marcus. Ein weiteres Ziel ist, das Grundeinkommen
auf 50 Reais anzuheben. Vorher jedoch
sollen noch weitere Grundeinkommensprojektee ntstehen.
,,30 Reais sind dafür ein guter Ansatz. Lieber
mit 30 Reais an vielen Orten und möglichst überall
etwas aufbauen und dann langsam auf 50 Reais anheben."
Von den Erfahrungen n Quantiga Velho nt berichten
bedeutet auch, anderen Mut zu machen, selbst ein
Grundeinkommensprojekzr u wagen.,,Vertraueni n
Menschen ist der Schlüssel", sagen die beiden einhellig
. ,,Vertrauenu, rd: los!"
Benjamin Hohlmann
Webseite von ReCivitas: http://www.recivitas.org.br
Emailadresse der Lritiatoren: recivitas@recivitas.org.br
Aus QUERKOPF April 2010
Schluss mit Optimismus! Forscher senken Prognose für Deutschland
Montag, 15. März 2010
Schon fast 10 000 Selbstanzeigen von Steuersündern
Schlappe für Sarkozy
Präsident Sarkozy und seine regierende UMP-Partei müssen eine deutliche Niederlage hinnehmen. Hochrechnungen zufolge gewinnen die Sozialisten bei den Regionalwahlen in Frankreich.

Schlappe für Nicolas Sarkozy: Die Regionalwahl gilt als wichtiger Test vor der Präsidentschaftswahl 2012. Foto: dpa
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy und seine regierende UMP-Partei haben offenbar eine deutliche Wahlniederlage hinnehmen müssen. Ersten Hochrechnungen zufolge erreichte die UMP bei den Regionalwahlen am Sonntag im Landesdurchschnitt nur 27 Prozent. Die oppositionellen Sozialisten erzielten dagegen 30 Prozent. Das Bündnis Europe Écologie behauptete sich mit 13 Prozent als dritte Kraft im Parteienspektrum, vor dem rechtsextremen Front National, der mit 11 Prozent überraschend stark abschnitt.
Kleinere, weit links stehende Parteien erlangten zusammen 8 Prozent. Die Zentrumspartei MoDem kam auf für sie enttäuschende 3,5 Prozent.
Insgesamt liegt das linke Lager deutlich vor dem rechten. Die Wahlbeteiligung soll unter 50 Prozent betragen haben. Dies wäre ein Negativrekord für Frankreich.
Die Abstimmung galt als wichtiger Test vor der Präsidentschaftswahl 2012. Traditionell werden die Regionalwahlen benutzt, den Präsidenten und seine Regierung abzustrafen. Meinungsforscher hatten daher mit einer Niederlage für Sarkozys UMP-Partei gerechnet. Die Sozialisten unter Parteichefin Martine Aubry hofften, diesmal sämtliche 22 Regionen auf dem Festland sowie die vier Überseeregionen zu gewinnen. Ob sich solche Erwartungen erfüllen, wird sich erst beim zweiten Wahlgang am kommenden Sonntag zeigen. Bei den Wahlen 2004 hatte die Linke bereits alle Regionen mit Ausnahme von Korsika und dem Elsass errungen.
Die Regionen entsprechen von der Größe her deutschen Bundesländern, haben aber weniger Kompetenzen. Das Regionalwahlrecht ist kompliziert. In allen Regionen, in denen diesen Sonntag keine Partei die absolute Mehrheit erlangte, kommt es am 21. März zu einem zweiten Wahlgang. Dann dürfen nur Parteien antreten, die im ersten Wahlgang mehr als zehn Prozent der Stimmen erzielten. Mit ihnen dürfen sich Parteien, die mehr als fünf Prozent erhielten, zu Listen verbinden. In den nächsten Tagen wird es zu harten Verhandlungen kommen. Nach dem Wahlergebnis vom Sonntag ist die Ausgangsbasis der Linken günstiger als die der Rechten. Sarkozy hat angekündigt, in jedem Fall seinen Reformkurs fortzusetzen und auch bei einer Niederlage bei den Regionalwahlen an seiner bisherigen Regierung festzuhalten.
Rüstungsexporte - Boom für Waffen made in Germany
Stockholm/Berlin - Deutschland ist bei Rüstungsgütern zwar nicht Exportweltmeister, aber immerhin die Nummer drei. Vor allem durch den Verkauf von U-Booten und Panzerfahrzeugen hat die Bundesrepublik ihre Rüstungsexporte in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt, berichtete das Friedensforschungsinstitut Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) in seinem Jahresbericht. Demnach stieg der deutsche Weltmarktanteil zwischen 2005 und 2009 auf elf Prozent.
Das meiste Geld mit Waffen verdienen aber weiterhin die USA. Von dort kommen 30 Prozent der weltweiten Rüstungslieferungen, erklärten die Friedensforscher. Russland kommt auf einen Weltmarktanteil von 23 Prozent.Die Opposition forderte angesichts der gestiegenen deutschen Rüstungsexporte ein Widerspruchsrecht des Bundestages bei solchen Geschäften. Die neuen Zahlen zeigten, "dass wir in Deutschland eine viel stärkere Rüstungskontrolle und schärfere Kriterien für den Waffenexport brauchen", sagte Grünen-Chefin Claudia Roth dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Das Parlament müsse endlich das Recht bekommen, die Bundesregierung in Sachen Rüstungsexporte zu kontrollieren. Das sei in anderen Ländern Standard, erklärte Roth.
Laut den Stockholmer Friedensforschern sind die Türkei, Griechenland und Südafrika die wichtigsten Abnehmer von deutschen Rüstungsfirmen. Zwar gingen die meisten deutschen Waffenlieferungen in Nato-Staaten, aber "wenn Deutschland an Länder wie Indien oder auch Iran Rüstungsgüter verkauft, muss sich die Bundesregierung schon fragen lassen, wie das mit einer verantwortlichen Außenpolitik zusammenpassen soll", kritisierte Roth.
Denn in so unsicheren Regionen, gebe es eine "Pulverfass-Situation". Mit Waffenexporten würde die Spirale der Aufrüstung weiter hochgedreht, sagte Roth. In Iran bestünde die Gefahr, dass die exportierten Panzermotoren gegen das eigene Volk eingesetzt würden.
Forscher warnen vor Wettrüsten
Auch die Stockholmer Friedensforscher warnten vor einem verstärkten Wettrüsten in Spannungsgebieten wie dem Nahen Osten, in Nordafrika, Südamerika sowie Süd- und Südostasien. So habe sich der Waffenhandel in Südamerika in den letzten fünf Jahren gegenüber 2000 bis 2004 um 150 Prozent erhöht. Auch in Südasien könne die gegenwärtige Welle "die Region destabilisieren und Jahrzehnte der friedlichen Entwicklung gefährden", warnte das Institut.
Weltweit ermittelten die Forscher in den letzten fünf Jahren einen Anstieg des Handels mit Raketen, Kampfflugzeugen, Waffen und Munition um 22 Prozent. Regierungen kauften vor allem extrem teure Kampfflugzeuge. Deren Anteil am Waffengeschäft mache 27 Prozent aus, teilte das Institut mit. "Staaten mit entsprechenden Ressourcen haben erhebliche Mengen geordert. Die Reaktion von Rivalen aus der jeweiligen Region bestand dann darin, ebenfalls zu bestellen", sagte Sipri-Forschungschef Paul Holtom.
Als Beispiel für große Flugzeuggeschäfte nannten die Forscher den Verkauf von 72 amerikanischen F-16-Maschinen an die Vereinigten Arabischen Emirate und von 52 Maschinen dieses Typs an Israel. Südkorea ließ sich 40 F-15-Jets aus den USA liefern.
Die Liste der Waffenkäufer führen China und Indien an. Erstmals tauchen auch Singapur und Algerien unter den zehn größten Rüstungsimporteuren auf. Die schwedischen Forscher gaben aber keine Zahlen für den finanziellen Wert der Geschäfte an.
Sipri kommt regelmäßig zu höheren Angaben über deutsche Rüstungsexporte als die Bundesregierung, weil das Institut Kompensationsgeschäfte und den Handel mit gebrauchter Bundeswehrausrüstung sowie "Geschenke" durch Schätzwerte in die Statistik einbezieht.
SPD sieht "nichts Verwerfliches" bei Lieferungen an Nato-Partner
Laut Sipri machten in den vergangenen fünf Jahren Kriegsschiffe 44 Prozent aller deutschen Exporte und Panzerfahrzeuge 27 Prozent der Ausfuhren aus. 2009 unterzeichnete die Türkei einen Vertrag zur Lizenzherstellung von sechs deutschen U-Booten der Klasse U214 im Wert von zwei Milliarden Euro. Griechenland bekam vier bestellte U-Boote wegen Schulden über 524 Millionen Euro nicht ausgeliefert, akzeptierte dann aber die Lieferung von drei in Lizenz hergestellten U-Booten.Der Vizefraktionschef der Linken, Jan van Aken, nannte den Anstieg deutscher Rüstungsexporte "grauenvoll" und forderte einen Exportstopp. Hierzulande "darf es keine Arbeitsplätze geben, die darauf beruhen, dass woanders Menschen sterben", sagte er der "Frankfurter Rundschau".
Dagegen sagte der sicherheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, der Zeitung, er könne "nichts Verwerfliches" daran finden, wenn deutsche Firmen zu einem immer größeren Teil Waffen an Nato-Partner lieferten. "Der zweite Blick lohnt sich", erklärte er. Bei Lieferungen in andere Länder müsse man "sehr kritisch" sein. Er selbst schaue bei Exporten von Handfeuerwaffen etwa in arabische Staaten genau hin. Andererseits sollten diese Länder auch den Terror bekämpfen, sagte Arnold.
Frankreich drängt Deutsche zu Export-Rückzug
London/Berlin - Frankreichs Finanzministerin richtet einen deutlichen Appell an die deutsche Regierung: Die Bundesrepublik müsse die heimische Nachfrage stärken, fordert Christine Lagarde in einem. Der große Handelsüberschuss gefährde die Wettbewerbsfähigkeit anderer Staaten der Euro-Zone. Deutschland erwirtschaftet fast 50 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts mit Ausfuhren.
"Können diejenigen mit Handelsüberschüssen nicht ein klein wenig was tun?", fragte Lagarde. Deutschland habe in den vergangenen zehn Jahren "die Wettbewerbsfähigkeit erhöht, einen sehr hohen Druck auf seine Arbeitskosten ausgeübt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das ein nachhaltiges Modell ist - langfristig und für die gesamte Gruppe. Wir brauchen offensichtlich eine bessere Angleichung."In ihren bisherigen Gesprächen mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble sei das Thema kaum angesprochen worden. Sie rede mit dem CDU-Politiker "fast täglich". Auf die Frage des Ungleichgewichts kämen "wir aber nicht so ohne Weiteres zu sprechen". Indirekt kritisierte sie das: Ein großer Spieler wie Deutschland brauche "schon das Gefühl für ein gemeinsames Schicksal, das wir mit unseren Partnern haben".
Lagardes Appell ist ein Tabubruch: Sie spricht aus, was mehrere EU-Staaten schon länger unterschwellig kritisieren - unmittelbar vor einen Treffen der Euro-Gruppe diesen Montag in Brüssel. Die Schuldenkrise Griechenlands hat große wirtschaftliche Unterschiede in der Währungsgemeinschaft offen gelegt, die das internationale Vertrauen in den Euro geschwächt haben. Staaten wie Griechenland hinken in ihrer Wettbewerbsfähigkeit hinterher und leiten nun unter großem Druck Reformen am Arbeitsmarkt oder der Sozialsysteme ein. Deutschland ist im Vergleich zu den anderen Euro-Staaten relativ gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Ein großer Teil seiner Exporte geht nach Europa.
Niedriglohnpolitik auf Kosten der Nachbarn
Seit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise wächst der Unmut gegen Länder mit Exportüberschuss, vor allem gegen Deutschland. Sie werfen Deutschland vor, sich mit Niedriglohnpolitik Vorteile auf Kosten der Nachbarn zu verschaffen. Deutsche Waren würden im Vergleich zur Konkurrenz aus anderen Ländern immer attraktiver.
Die Bundesregierung hat die Kritik auf dem Schirm. Bereits im Februar hatte der SPIEGEL darüber berichtet, dass Beamte im Berliner Finanzministerium Argumente sammeln, die ihr Chef zur Verteidigung vorbringen kann, sollte sich die EU-Kommission mit dem deutschen Exportüberschuss beschäftigen. Auch die ständige Vertretung des Bundestags in Brüssel habe das Thema in einem Frühwarnbericht erwähnt, berichtet die "Bild"-Zeitung am Montag.
Das Finanzministerium argumentiert, deutsche Unternehmen seien nicht aufgrund staatlicher Politik konkurrenzfähig, sondern wegen unternehmerischer Entscheidungen und Vorlieben von Verbrauchern weltweit. Die Krisenländer seien zudem selbst schuld an ihrer Lage. Jahrelang hätten sie über ihre Verhältnisse gelebt, ihren Boom auf Pump finanziert. Jetzt offenbare die Wirtschafts- und Finanzkrise ihre Schwächen.Ökonomen stimmen dieser Argumentation zu. Sie bezeichnen Staaten wie Portugal und Griechenland als Defizitländer. Ihre Wettbewerbskraft ließ seit Einführung des Euro ständig nach, doch statt Reformen anzuschieben, wirtschafteten sie - verleitet durch die ungewohnt niedrigen Zinsen in der Euro-Zone - jahrelang ohnehin viel zu sehr auf Pump. Dann kamen die Belastungen durch Finanzkrise und Rezessionsbekämpfung, und sie potenzierten das Problem. Das griechische Staatsdefizit stieg im vergangenen Jahr auf 12,7 Prozent. Auch in Spanien liegt es im zweistelligen Bereich, weit entfernt von den drei Prozent, den die Maastricht-Kriterien des Euro-Stabilitätspakts vorschreiben.
Den EU-Beamten sind die selbstverschuldeten Probleme der Euro-Länder bewusst - dennoch wird die deutsche Regierung jeden Schritt in Brüssel aufmerksam beobachten: Die Kommission fordert von den Deutschen sehr wohl, die eigene Binnennachfrage zu stärken, die Investitionen in die Infrastruktur aufzustocken und für mehr Wettbewerb im Dienstleistungssektor zu sorgen. Sie glaubt, dass die Währungsunion auf Dauer nur bestehen kann, wenn die Regierungen die Reformen durchführen und ihre Wirtschaftspolitik künftig aufeinander abstimmen.
Umfrage: Viele Deutsche scheuen Leben im Sozialismus nicht
Berlin - Für die meisten Deutschen ist ein Leben im Sozialismus offenbar keine Schreckensvorstellung. Solange für Arbeitsplätze, Solidarität und Sicherheit gesorgt wäre, könnten sich 80 Prozent der Ostdeutschen und 72 Prozent der Westdeutschen ein Dasein in einem sozialistischen Staat vorstellen, ergab eine Emnid-Umfrage, aus der die "Bild"-Zeitung zitierte.
Auch Freiheit spielt für viele Befragte demnach keine zentrale Rolle. So sehen nur 28 Prozent der Ostdeutschen, aber immerhin 42 Prozent der Westdeutschen darin ein wichtiges politisches Ziel. Insofern verwundert es nicht, dass fast ein Viertel sich unter bestimmten Umständen wieder eineMauer zwischen Ost- und Westdeutschland wünscht.23 Prozent der Ost- und 24 Prozent der Westdeutschen sagten, es sei "manchmal wünschenswert, es gäbe die Mauer noch". Der Aussage "Etwas Besseres könnte gar nicht passieren" stimmten im Osten 15 Prozent zu, im Westen sogar 16 Prozent zu.
Auch beim Thema Wahlen zeigten einige der mehr als tausend Befragten ein zweifelhaftes Demokratieverständnis. Demnach würde jeder siebte Ostdeutsche und jeder zwölfte Westdeutsche seine Stimme für 5000 Euro an eine Partei verkaufen - ohne Rücksicht auf die politische Ausrichtung.